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30.03.2015

Auf dem „Pfad der Sinne“ wird Natur für alle erlebbar

Mobiles Projekt ermöglicht Bewohnern und Gästen des Alten- und Pflegeheims St. Anna noch bis zum 7. April 2015 die erfahrungsbezogene Entfaltung aller Sinne

Über Laub gehen, an einer Blume riechen, ein Stück Holz befühlen – solch wichtige elementare Erlebnisse sind für viele Menschen nicht selbstverständlich. Auch einem Großteil der Bewohner des Alten- und Pflegeheims St. Anna in Neuweiler ist es nicht mehr möglich, sich ohne fremde Hilfe in der freien Natur zu bewegen. Dass sie dennoch nicht auf das Erlebnis Natur verzichten müssen, dafür sorgt seit Samstag (28. März) der Verein „Pfad der Sinne e.V.“ mit seinem gleichnamigen Projekt.

 

„Wir wollen Natur für alle aktiv erlebbar machen. Durch die bewusste Wahrnehmung der Umwelt schaffen wir einen Raum der Begegnung und Interaktion für Menschen aller Altersklassen und jeder Herkunft – ganz gleich, ob mit oder ohne Behinderung“, erläutert Alexander Deutsch die Idee. Der Ergotherapeut ist Vorsitzender des 2012 gegründeten Vereins und Initiator des Projektes, das seit November 2013 in zahlreichen saarländischen Schulen und sozialen Einrichtungen Station gemacht hat und noch bis einschließlich Dienstag, 7. April, im Alten- und Pflegeheim St. Anna zu erleben ist.

 

Lernen durch Erfahrung

 

Das ganzheitlich orientierte Konzept mit sozial-pädagogischer, ökologischer und kulturell-gesellschaftlicher Ausrichtung gründet auf der Annahme, dass Lernen nur im eigenen Tun möglich ist und steht damit in der Tradition des Philosophen und Pädagogen Hugo Kükelhaus. „Sinneswahrnehmungen spielen eine zentrale Rolle im menschlichen Dasein und bilden die Grundlage für kognitive und emotionale Fähigkeiten. Die verschiedenen Aktivitäten des Pfades sprechen daher alle Sinne des Besuchers an“, erklärt Alexander Deutsch. „Gerade für ältere Menschen, deren Sinnessysteme nach und nach abbauen, ist es sehr wichtig, neue Erfahrungen zu sammeln und Erinnerungen wachzurufen. Wir sind überzeugt, dass durch das gemeinsame Erleben und Wahrnehmen auf dem Pfad der Sinne auch im hohen Alter Entwicklungen stattfinden können und Lernen möglich wird.“ 

 

Erleben mit allen Sinnen

 

Hören, schmecken, riechen, fühlen, sehen: die Natur bietet dem Menschen unzählige Sinneseindrücke. Der Pfad der Sinne im Alten- und Pflegeheim St. Anna steht dem in nichts nach. Raschelndes Laub unter den Füßen, zwitschernde Vögel und der Duft von Tannen lassen mit dem Betreten des Raumes vergessen, dass man sich nach wie vor in den vier Wänden der Einrichtung befindet. Zwei Tage lang haben Alexander Deutsch und seine Helfer mit viel Liebe zum Detail dafür gesorgt, dass dem „sinnlichen Erleben“ nichts mehr im Wege steht. Eine Mühe, die sich gelohnt hat, denn schon die ersten Bewohner, die sich am Samstagnachmittag auf den Pfad begeben, sind sichtlich begeistert. 

 

Interessiert bleiben sie vor den Plakaten stehen, befühlen die Waldtierfiguren des Holzkünstlers Andreas Müller und experimentieren an den zahlreichen Stationen, die die Besucher des Pfades dazu einladen, ihre Sinnesorgane einzusetzen. Dort können Gerüche erschnuppert, Gegenstände betastet und Honig gekostet werden.

 

„Wirklich toll hier“, findet Magarete Loch, die mit ihrer Freundin Marion Butterbach auf einer der aufgestellten Parkbänke Rast macht und die „Natur“ auf sich wirken lässt, während sich Karl-Heinz Butterbach als echter Experte an den Fühlkästen erweist. Bewohnerin Ingeborg Thommes versucht sich indes unter Anleitung von Vereinsmitglied Karin Thul am Klangstein und den Klangschalen. Alles darf und soll angefasst werden, das aktive Erleben steht im Vordergrund.

 

 „Ganz wunderbar“, findet Alexander Deutsch die positive Resonanz der Senioren. „Wir leben in Zeiten extremer Visualisierung und Konsumierung, Informationsverarbeitung erfolgt meist nur noch passiv. Durch das gemeinsame Erleben und Sich-Ausprobieren kommen die Menschen generations- und kulturübergreifend in Kontakt.“

 

Auch Hausleiterin Karin Bleif ist begeistert: „Wir sind sehr froh, den Pfad der Sinne in unserem Haus zu haben und freuen uns, nächste Woche unter anderem eine Kindergartengruppe zu empfangen und so den Austausch über Altersgrenzen hinweg zu fördern.“ Karin Bleif kennt Alexander Deutsch schon seit über 20 Jahren und war von Beginn an von seiner Projektidee überzeugt.

 

Vom mobilen zum stationären Projekt

 

Zahlreiche Anfragen, Kooperationen und die strahlenden Gesichter der Pfadbesucher bestärken die Vereinsmitglieder in ihrem Engagement. Aus diesem Grund möchte es Alexander Deutsch auch nicht bei dem mobilen Projekt belassen. „Langfristig streben wir einen stationären Erlebnisraum an, in dem wir nochmals ganz andere Erfahrungsstationen realisieren können.“ Noch ist kein geeignetes Grundstück gefunden, doch Deutsch ist zuversichtlich: „Wir haben den Anspruch und die Möglichkeit, gemeinsam mit anderen Institutionen gesellschaftliche Impulse zu setzen und Zukunft zu gestalten. Die vergangenen Monate zeigen, dass unser Projekt einen Beitrag zu mehr Lebensfreude und -qualität leistet, und wir sind sicher, dass sich gute Ideen wie die unsere auf Dauer durchsetzen.“

Alten- und Pflegeheim St. Anna St. Ingberter Str. 20, D-66280 Sulzbach-Neuweiler 068 97 / 578-0 068 97 / 578-142 info@st-anna-neuweiler.de
Einrichtungsleitung
Stephanie Gläser
Verantwortliche Pflegefachkraft
Ann Katrin Schiel