Nach der Schule wusste sie nicht so recht, was sie machen will. Heute ist Kerstin Rieger froh, dass sie sich mit der Berufswahl etwas Zeit gelassen hat. Denn die 26-Jährige hat jetzt in der Altenpflege ihren Traumjob gefunden und die Ausbildung zur Altenpflegehelferin sogar als Jahrgangsbeste abgeschlossen.
„Als ich mit 16 die Mittlere Reife hatte, wusste ich nichts mit mir anzufangen. Das ging mir alles zu schnell damals, ich hatte mich noch gar nicht richtig gefunden“, erinnert sich die junge Frau zurück. Also fing sie zunächst eine Ausbildung zur medizinischen Fachangestellten an, jobbte später in einem Fitness-Studio und einem Industrie-Betrieb, holte ihr Fachabitur nach und schrieb sich sogar für ein Studium ein. „Das einzige, was ich wusste, war, dass ich mit Menschen arbeiten will“, sagt Kerstin Rieger.
Rückblickend hat ihre Französischlehrerin wohl den Ausschlag gegeben. „Sie hat sich damals im Altenheim engagiert und gefragt ob jemand Lust hat mitzukommen. Wir sind dann jeden Montag für zwei Stunden hingegangen und haben mit Bewohnern, die keine Angehörigen mehr haben, geredet und gespielt. Mir war damals nicht bewusst, wie schön das war.“ Aber die Besuche haben wohl nachhaltig Eindruck bei der St. Ingberterin hinterlassen
„Als die Oma von meinem Freund pflegebedürftig wurde, wurde ich zum ersten Mal so richtig mit dem Thema konfrontiert. Mich hat das alles wahnsinnig interessiert und ich habe die Frau vom Ambulanten Pflegedienst immer mit tausend Fragen gelöchert“, erzählt Kerstin Rieger und schmunzelt. „Da ist mir dann die Schulzeit wieder eingefallen und ich dachte: Ich will es probieren.“ Eine Freundin arbeitete zu der Zeit im Alten- und Pflegeheim St. Anna in Neuweiler und nahm sie für zwei Tage zum Probearbeiten mit: „Mir wurde wirklich alles gezeigt, damit ich auch weiß, was mich erwartet.“
Und Kerstin Rieger war sofort begeistert; machte fast ein Jahr lang ein Praktikum und begann im Oktober 2016 die einjährige Ausbildung zur Altenpflegehelferin. Für die Entscheidung hat sie in ihrem Umfeld viel Respekt und Anerkennung geerntet: „Meine Freunde und Familie waren stolz auf mich.“ Auch ihr Freund, mit dem sie gerade zusammen zieht, ist in der Pflege tätig. „Es tut gut, sich abends kurz austauschen zu können. Man weiß, wie es dem Anderen geht, wenn beispielsweise jemand gestorben ist. Dann kann man sich gegenseitig unterstützen.“
Dass sie die Ausbildung als Jahrgangsbeste abgeschlossen hat, hat Kerstin Rieger selbst überrascht: „Ich war früher nie gut in der Schule gewesen. Aber diesmal ist es mir leichter gefallen, weil es mich wirklich interessiert. Ich bin endlich angekommen.“ Der Entschluss, direkt mit der dreijährigen Ausbildung zur Altenpflegerin weiterzumachen, war sofort gefallen. Wie es danach weitergeht, weiß die 26-Jährige noch nicht genau. „Wundmanagement interessiert mich. Aber auch das Thema Hospiz- und Palliativmedizin.“ Fast ein Jahr hat die Schülerin auf einem Wohnbereich mit überwiegend an Demenz erkrankten Bewohnern verbracht. „Am Anfang hatte ich Angst davor und es war auch eine ziemliche Umstellung. Aber dann war es sehr familiär und nach einem Jahr hatte ich die Bewohner so lieb gewonnen, dass es richtig schwer war, sie wieder zu verlassen“, schaut sie zurück.
Jetzt konzentriert sie sich aber erst einmal ganz auf die Ausbildung. Dass sie dabei in zwei Jahren wieder besonders gut abschneidet, steht nicht im Mittelpunkt. Kerstin Rieger ist einfach nur froh, nach so vielen Umwegen ihren Traumberuf gefunden zu haben.
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